Zum zweiten Mal fand am 5. März 2024 das Symposium “Daten statt raten” statt, eine gemeinsame Veranstaltung der MedicalMountains GmbH und von CASE4Med. Die Schwerpunkte des Symposiums lagen auf virtuellen klinischen Studien, Simulation und Daten.
Das Symposium wurde mit einem Dialog zwischen Frau Yvonne Glienke und Dr. Andreas Wierse eröffnet, der Geschäftsführerin der MedicalMountains GmbH und dem Geschäftsführer der SICOS BW GmbH. Im Dialog beleuchteten die beiden die Bedeutung von Simulation und Data Analytics für die Medizintechnikbranche und gaben einen Überblick über den Tag. Es folgten Fachvorträge und Diskussionen zu verschiedenen Anwendungen bei denen insbesondere Use Cases, Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen intensiv diskutiert wurden.
Insgesamt erlaubte das Symposium den Teilnehmern einen tiefen Einblick in die neuesten Entwicklungen und Anwendungen von Simulation und Data Analytics in der Medizintechnik. Die verschiedenen ReferentInnen präsentierten ihre Erkenntnisse und Ansichten, wodurch ein umfassendes Bild der aktuellen Trends in der Branche entstand. Es wurde herausgearbeitet, dass die richtige Anwendung von Simulationstechnologien in Verbindung mit den richtigen Daten eine vielversprechende Perspektive für die Medizintechnikbranche eröffnet. Es bleibt zu hoffen, dass die politische Unterstützung und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Universitäten und Regulierungsbehörden die erfolgreiche Integration dieser Technologien in den nächsten Jahren vorantreiben wird.
Ein kurzer Überblick über die verschiedenen Vorträge …
Prof. Dr. Oliver Röhrle (Universität Stuttgart, Institut für Modellierung und Simulation biomechanischer Systeme): Professor Röhrle erläuterte die Notwendigkeit von Grundlagenarbeiten in der Medizintechnik, um eine ähnliche Qualität von Simulationen zu erreichen wie zum Beispiel heute schon die Automobilindustrie. Er hob hervor, dass die Kombination von Daten und Modellierung durch Künstliche Intelligenz (KI) neue Chancen in der Medizintechnik eröffnet.
Dr. Okan Avci (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA Stuttgart): Dr. Avci betonte die Bedeutung von In-Silico-Klinischen Studien für mehr Evidenz in der Medizin. Er stellte heraus, dass Simulationstechnologie und Know-how in der Medizintechnik Forschung und Entwicklung (F&E) entscheidend beeinflussen und zukünftige In-Silico-Prüfungen und klinische Studien ermöglichen könnten. Dabei wurden auch Herausforderungen wie die Entwicklung komplexer Modelle und die Quantifizierung der Prognosefähigkeit von Simulationsmodellen diskutiert.
Dr. Simon J. Sonntag (Virtonomy GmbH): Dr. Sonntag präsentierte Ansätze wie In-Silico-Device-Testing und In-Silico-Clinical-Trials, wobei Daten die Grundlage für diese virtuellen Tests bilden. Die Zukunft für sein Unternehmen sieht er z.B. in der Erweiterung in die Neurochirurgie und Expansion in die USA.
Sven Siefert (B&W Engineering und Datensysteme GmbH): Herr Siefert sprach über die virtuelle Verifikation und betonte deren Bedeutung für die Beschleunigung der Produkteinführung und Kosteneinsparungen. Die Ablösung von Tierversuchen durch virtuelle Verifikationen wurde als zukunftsweisend erachtet.
Dr. Sebastian Grundstein (ROI EFESO & TH Deggendorf): Die Bedeutung des digitalen Zwillings für Fabriken wurde von Dr. Grundstein hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf Reihenfolge-Optimierung und Vermeidung von Informationsverlusten.
Dr. Thorsten Koch (Comsol Multiphysics GmbH): Dr. Koch sprach über verschiedene Anwendungen von Simulationen, darunter künstliche Organe, Prothesen und Tissue Engineering. Er betonte die Herausforderungen und die Notwendigkeit von Expertise, hob jedoch auch die Zukunftsperspektiven hervor, einschließlich der Entwicklung von Simulations-Apps.
Dr. Cedric Goldenstedt (STORZ MEDICAL AG, Schweiz): Dr. Goldenstedt präsentierte numerische Simulationen von Stoßwellen z.B. in der Urologie und betonte die Schwierigkeiten bei der Schallauswertung im Körper.
Dr. Ing Matthias Joppa (Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV Dresden): Die Reinigungssimulationen in der Medizintechnik stand bei Dr. Joppa im Fokus. Er erläuterte die Fortschritte der letzten Jahre, die vor allem in der Lebensmittelindustrie vorangetrieben wurden. Dabei betonte er, dass bei der richtigen Auswahl des Anwendungsfalls heute schon effiziente und qualitativ hochwertige Reinigungssimulationen möglich sind, zeigte jedoch auch Bereiche auf, bei denen die Methodik an ihre Grenzen stößt.
Zu guter Letzt zogen Yvonne Glienke und Prof. Dr. Martin Haimerl (Wissenschaftlicher Direktor des Innovations- und Forschungs-Centrum Tuttlingen der Hochschule Furtwangen (IFC)) das Resümee.
Prof. Haimerl betonte die Bedeutung von Netzwerken wie dem CASE4Med und dem Einsatz von Simulationstechnologien, um innovative Ansätze in der Medizintechnik voranzutreiben. Er hob hervor, dass es viele Fachleute gibt, die sich intensiv mit Simulation beschäftigen, und er ermutigte Unternehmen dazu, diese Ressourcen zu nutzen. Die Bildung von Netzwerken wurde als Schlüsselkomponente für den Erfolg in der Anwendung von Simulationstechnologien angesehen. Durch den Austausch von Ideen und Erfahrungen könnten Unternehmen kleine Schritte unternehmen und sich auf begrenzte Themen konzentrieren, um die Anwendung von Simulationen in ihrer Branche zu erkunden.
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