Wenn das Gespräch auf Kreativwirtschaft und Hightech, insbesondere Höchstleistungsrechnen kommt, denken die meisten, dass sich da nur wenige Berührungspunkte finden. Doch die Biene Maja hat uns da schon vor vielen Jahren die Augen geöffnet. Alles begann mit einem Besuch von mehreren medien- und filmschaffenden Unternehmen aus der Region am HLRS, dem Höchstleistungsrechenzentrum in Stuttgart-Vaihingen (initiiert von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart, WRS). Und die Unternehmen, die sich mit Animationsfilmen beschäftigen, staunten nicht schlecht, als sie mehr über die Leistungsdaten unseres damaligen Flaggschiffs Hermit erfuhren.
So dauerte es auch nicht lange, bis eines dieser Unternehmen, M.A.R.K.13, auf uns zukam, nachdem sie den Zuschlag für die Erstellung des ersten Kinofilms mit der Biene Maja erhalten hatten, sogar gleich in Stereo/3D. Denn dort müssen doppelt so viele Bilder generiert werden wie bei einem „normalen“ Kinofilm. Und da passte Hermit ganz wunderbar in die Planung: Tagsüber entwickelten die Mitarbeiter die Szenen und luden sie dann auf Hermit, wo sie über Nacht und oft bis in den nächsten Tag hinein gerendert wurden (wobei die Leitung damals noch zu langsam war, so dass tatsächlich Festplatten zwischen der Stadtmitte und Vaihingen transportiert werden mussten.
Nachdem die Macher von M.A.R.K.13 ein dickes Lob von ihrem Auftraggeber erhalten hatten, weil sie die Mehrleistung von Hermit nicht einfach genutzt hatten, um mehr Gewinn zu machen, sondern um die Qualität zu steigern, bezogen Sie die Möglichkeiten, die das HLRS bietet immer stärker in ihre Planungen ein, das tun sie auch heute noch.
Nun gibt es in der Kreativwirtschaft natürlich nicht nur Unternehmen, die mit einem Computer schöne Bilder und Animationen erstellen, sondern auch Institutionen und auch direkt Menschen, die direkt künstlerisch arbeiten. So etablierten sich neben der Hochschule der Medien auch die Filmakademie in Ludwigsburg und das ZKM als Partner, die die Möglichkeiten der Supercomputer besser kennenlernen wollten. Von 2015 bis 2017 finanzierte das Wissenschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg daher ein Vorprojekt, um die Gründung eines Media Solution Centers vorzubereiten. In diesem Vorprojekt wurden dann sowohl einzelne Themen an der Schnittstelle zwischen Kreativität und Hightech näher beleuchtet und ein Konzept für ein nachhaltiges Set-Up entwickelt.
Im Jahr 2018 fanden sich dann die in Deutschland für eine Vereinsgründung erforderlichen sieben Partner, so dass im Oktober die offizielle Gründung des MSC-BW, des Media Solution Centers Bande-Württemberg, stattfinden konnte; auch hier hat das Wissenschaftsministerium eine Anschubfinanzierung bereitgestellt. Die Verpflichtung eines Geschäftsführers gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet, da von diesem einerseits eine sehr gute Kenntnis der Kreativwirtschaft erwartet wurde, andererseits aber auch eine große Offenheit gegenüber den neuen Technologien; darüber hinaus ist diese Position natürlich auch sehr netzwerkorientiert.
Umso erfreuter sind alle Gründer und Mitglieder, dass sich mit Matthias Hauser eine Persönlichkeit fand, die all das unter einem Hut, bzw. in einem Kopf vereinigt und der sich auch umgehend ans Werk machte, um das Netzwerk, auf dem solch ein Solution Center steht, weiter zu knüpfen. Das geht sowohl in Richtung einzelner Künstler oder Künstlergruppen (wie z.B. Fundación Épica La Fura dels Baus, das Stuttgarter Kammerorchester oder M.A.R.K.13) aber auch zum Einstieg in das Förderwesen auf allen Ebenen, regional bis hin zur EU. Und natürlich zu Partnern auf der technischen Ebene wie das HLRS oder BeamBubble und Verbänden wie der Film Commission oder der WRS.
So ist das MSC-BW inzwischen zu einem ernstzunehmenden „Player“ an der Schnittstelle zwischen Kreativwirtschaft und Technologie herangereift, das immer stärker sichtbar macht, dass beide Seiten von Austausch und Zusammenarbeit profitieren. Das gemeinsame Entwickeln neuer Ideen gibt sowohl Impulse in Richtung der Technologen als auch Anstöße bei den Kreativen, was sie denn Spannendes mit diesen Technologien machen können. Dabei spielt zwar der visuelle Aspekt nach wie vor eine große Rolle, aber die Tendenz geht längst darüber hinaus, wie man z.B. an der Mitgliedschaft des Stuttgarter Kammerorchesters erkennen kann.
Besonders erwähnenswert ist vor diesem Hintergrund die eCulture CONVENTION (https://ecultureconvention.com). Hier baut das MSC-BW eine Plattform für Experten aus Europe und den beiden Amerikas um neue Entwicklungen in Kunst, Kultur und Wirtschaft zu diskutieren und darauf eine Basis für zukünftige Forschung und Projekte aufzubauen. Dazu passt auch, dass das MSC-BW starker Partner im Konsortium rund um CE_Germany ist, die auf Europäischer Ebene (EIT) die Bewerbung Deutschlands für eine Knowledge and Innovation Community (KIC) im Bereich der Kunst und Kultur als Konsortialführer koordiniert.
Daher können wir Ihnen nur raten: Schauen Sie sich die Entwicklung des Media Solution Centers immer wieder mal an, es zeichnen sich eine ganze Reihe von neuen Möglichkeiten ab, von denen Sie früher oder später bestimmt noch hören werden. Und wenn Sie Interesse haben, dabei zu sein, zögern Sie nicht, sondern setzen Sie sich mit uns oder gleich mit Matthias Hauser in Verbindung (https://www.msc-bw.com).